August: Heuschrecken
Monat August/2024
Von munteren Heuhüpfern, sportlichen Weitspringern und zirpenden Sommersängern
Jetzt ist es wieder zu hören, als Begleitmusik eines Spaziergangs, auf einer Radtour, in Grasbüscheln am Wegesrand, auf hochgrasigen Wiesenflächen, Obstwiesen und im Garten: das muntere Zirpen der Heuschrecken. Keine andere Insektengruppe verfügt über so vielfältige "Gesänge" - so wird das Zirpen auch genannt. In den unübersichtlichen Lebensräumen aus hohen Gräsern und Buschwerk locken die sangesfreudigen Männchen damit Weibchen an, vertreiben Rivalen und grenzen ihre Reviere ab.
Wer den Kopf einer Heuschrecke einmal genau betrachtet, wird jedoch vergeblich nach Ohren suchen. Ihre Hörorgane befinden sich stattdessen, je nach Art, als kleine Öffnungen an den Vorderbeinen oder am Hinterleib. Der Abstand dieser „Ohren“ voneinander ermöglicht ihnen ein präzises Richtungshören.
Der Name „Heuschrecke" hat übrigens nichts damit zu tun, dass Heuschrecken schreckhaft sind und weghüpfen, sobald man sich ihnen nähert, ob bei der Heuernte, der Grasmahd oder einem Spaziergang über eine Wiese. Der Begriff ist vielmehr zurückzuführen auf das althochdeutsche Wort „scricken" oder „screcko“, das bedeutet „springen". Korrekt übersetzt müssten sie also „Heu-Springer“ oder „Heu-Hüpfer“ heißen. Auch die plattdeutschen Namen Grashüpper, Grashüppker, Grasheemke, Heihüpper, Heispringer bringen die Sprungfreude der sportlichen Sechsbeiner zum Ausdruck.
Wissenschaftlich werden Heuschrecken eingeteilt in „Langfühlerschrecken“ und „Kurzfühlerschrecken“. Bei Begegnungen mit einem der kleinen Hüpfer achte man also zunächst auf die Länge seiner Fühler: Das auffällig grüne Große Heupferd wird demnach zu den Langfühlerschrecken gezählt und die kleinen springfreudigen Grashüpfer auf der Wiese mit ihren kurzen Fühlern gehören zu den Kurzfühlerschrecken.
Es lohnt sich, in diesem Monat die ein oder andere Radtour oder Wiesenexkursion zu unternehmen und dabei die Tiere - immer den Ohren nach - zu entdecken und zu beobachten. Die meisten Arten singen tagsüber, vor allem bei Sonnenschein. Das Große Heupferd zirpt darüber hinaus ab Mittag bis tief in die Nacht hinein und ist dabei über Entfernungen von bis zu 50 m zu hören.
Kleine Heuschreckenkunde
Abhängig von ihrer Fühlerlänge werden Heuschrecken in die Unterordnungen Langfühlerschrecken (Ensifera) und Kurzfühlerschrecken (Caelifera) unterteilt:
Langfühlerschrecken
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Ihre Fühler sind meist länger als der ganze Körper. Hierzu zählen das Grüne Heupferd aus der Familie der Laubheuschrecken und die Feldgrille aus der Familie der Echten Grillen (Ausnahme in dieser Familie: Bei der Maulwurfsgrille sind die Fühler in etwa so lang wie der Körper),
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sie zirpen, indem sie ihre Flügel etwas anheben und sie gegeneinander bewegen. Dabei wird eine Schrillleiste auf der Flügelunterseite mit einer schnellen Frequenz gegen eine Schrillkante am Flügelrand gestrichen,
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ihre Gehörorgane befindet sich in den Schienen ihrer Vorderbeine, sie sind dort als kleine Spalten erkennbar,
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sie springen allein mit der Kraft der Muskeln ihrer Hinterbeine, springen daher weniger weit als Kürzfühlerschrecken,
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die Weibchen unterscheiden sich vom Männchen durch eine meist auffällige Legeröhre,
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die Weibchen legen ihre Eier mit Hilfe der Legeröhre zumeist einzeln oder in kleinen Gruppen in den Boden oder an die Basis von Gräsern. Einige Arten nutzen auch rissige Baumrinde, markhaltige Pflanzenteile oder Blätter als Ablageorte.
Kurzfühlerschrecken
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Ihre Fühler sind höchstens halb so lang wie der Heuschreckenkörper. Hierzu zählen die Grashüpfer und die Ödlandschrecke aus der Familie der Feldheuschrecken,
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sie zirpen, indem sie eine gezähnte Leiste am Hinterschenkel mit einer schnellen Frequenz über eine hervortretende Flügelader streichen,
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ihre Gehörorgane befindet sich im ersten Ring des Hinterleibs. Sie sind dort als kleiner Spalt an der rechten und linken Seite sichtbar.
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zum Springen nutzen sie ein verstärktes Element im Kniegelenk ihrer Hinterbeine als Feder wie einen Sprungkraftverstärker. Beim Loshüpfen schnellt diese Feder in ihre Ausgangsposition zurück und lässt den Grashüpfer wie ein Katapult in die Luft schnellen.
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sie tragen ein markantes Halsschild, ein wichtiger Körperteil zur Bestimmung der Arten,
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bei einigen Arten sind die Hinterflügel bunt gefärbt, beispielsweise bei Ödlandschrecken und Schönschrecken,
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die Weibchen sind größer als die Männchen,
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die Weibchen legen ihre Eier in der Regel in Gruppen ab, entweder in die oberste Schicht des Erdreichs oder oberirdisch an Gräser, Pflanzenstängel, Baumrinden oder an Blätter. Dabei werden die Eipakete häufig in einen schaumigen Kokon eingehüllt, der nach dem Aushärten eine feste Schutzhülle bildet.
Der Körper der Heuschrecken lässt sich, wie bei allen Insekten, in die drei Abschnitte Kopf, Brust und Hinterleib unterteilen.
Der Kopf trägt die markanten Fühler, die bei Langfühlerschrecken fast immer länger und bei Kurzfühlerschrecken höchstens halb so lang wie deren Körper sind. Bei näherer Betrachtung sind die markanten, kauend-beißenden Mundwerkzeuge gut zu erkennen, mit denen die Heuschrecken Nahrungsteilchen abbeißen und zerkleinern. Ihre auffälligen, großen Facettenaugen bestehen aus einer Vielzahl winziger Einzelaugen, deren Bilder sich zu einem Gesamtbild zusammensetzen. Drei zusätzliche Punktaugen an der oberen Kopfhälfte helfen ihnen vermutlich dabei, schnelle Bewegungen wahrzunehmen und sich in der Dunkelheit räumlich besser orientieren zu können.
An der Brust der Tiere finden sich drei Bein- und bei den meisten Arten zwei Flügelpaare. Das hintere Beinpaar ist außerordentlich kräftig entwickelt und verhilft den Heuschrecken durch eine ausgeprägte Muskulatur zu ihrer bemerkenswerten Sprungfähigkeit. Aus dem Stand heraus können sie im Sprung mehr als das 20-fache ihrer Körperlänge zurücklegen. Das Große Heupferd beispielsweise ist 5 cm groß und kann bis zu zwei Meter weit springen.
Die Flügel der Heuschrecken sind je nach Art unterschiedlich entwickelt und ausgeprägt. Einige Arten wie die Ödlandschrecken und die Schönschrecken haben auffällig rot oder blau gefärbte Hinterflügel. Der Flug erfolgt meistens aus einem Sprung heraus. Im Flug werden die Vorder- und die Hinterflügel geschlagen und beide Flügelpaare dabei unabhängig voneinander bewegt. Durch die Zuhilfenahme dieser Fortbewegungsweise sind flugfähige Arten in der Lage, neue Gebiete zu besiedeln. Das Grüne Heupferd etwa kann auf diese Weise im Laufe eines Sommers Strecken von mehreren Kilometern zurücklegen. Die meisten heimischen Heuschreckenarten bewegen sich dagegen in einem wesentlich kleineren Umkreis von wenigen Metern bis zu maximal 1 km. Bei einigen Heuschreckenarten sind die Flügel stark reduziert, so dass sie nicht fliegen können.
Der Gesang der Heuschrecken
Heuschrecken-Männchen zirpen – wissenschaftlich wird es als „stridulieren" bezeichnet -, um sich in ihren unübersichtlichen Lebensräumen aus hohen Gräsern und Buschwerk zu verständigen, Reviere abzugrenzen und eine Partnerin zu finden. Ihr Gesang ist 10 bis 50 m weit zu hören. Bei einigen Arten antworten die Weibchen mit einem leisen Antwortgesang. Der Frequenzbereich, in dem die heimischen Arten zirpen, ist sehr hochfrequent und liegt zwischen 10.000 und 50.000 Hz. Für das menschliches Ohr liegt somit ein Teil der Frequenzen außerhalb des hörbaren Bereiches (wahrnehmbarer Frequenzbereich des Menschen: 16 bis 20.000 Hz). Die wärmeliebenden Tiere zirpen in der Regel bei Sonnenschein und Temperaturen von über 12 bis 15 Grad.
Die Weibchen des Großen Heupferdes lassen sich zur Partnerfindung von den Gesängen der Männchen anlocken und vom besten Sänger „bezirzen“. Vor der Paarung erfolgen häufig Balzspiele und -gesänge. Bei den Feldheuschrecken, zu denen unter anderem die Grashüpfer gehören, wandern hingegen die Männchen zirpend umher, um auf ein Weibchen zu treffen. Der Werbegesang, den sie dabei in der Nähe eines Weibchens äußern, ist meistens deutlich leiser als der Normalgesang.
Ähnlich wie bei Vögeln hat jede Heuschreckenart ihren individuellen Gesang, der durch Melodie, Töne, Silben, Verse, Strophen und Rhythmus gekennzeichnet ist. Keine andere Insektengruppe verfügt über eine derartige Fülle an verschiedenen Lauten. Anhand ihres arttypischen Gesanges lassen sich die Arten bestimmen und zudem unkomplizierter feststellen und zuordnen, als sie mühevoll in der Vegetation aufzuspüren.
Die Gesänge der Heuschrecken sind zu unterschiedlichen Tageszeiten zu hören: Feldheuschrecken zirpen den ganzen Tag über, Laubheuschrecken wie beispielsweise das Große Heupferd, singen ab Mittag bis tief in die Nacht hinein.
Weitere Informationen über Heuschrecken und die Gesänge der Heuschrecken:
- Den grünen und braunen Hüpfern auf der Spur, NABU Bundesverband, Berlin
- Heuschrecken in Niedersachsen, NABU Niedersachsen, Hannover
- Heuschrecken in Haus und Garten, NABU Bundesverband, Berlin
- Heuschrecken in Deutschland, Deutschlands Natur, Marburg
- Aktionsleitfaden Heuschrecken mit Bestimmungsübersichten, Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege, Laufen
- Heuschrecken beobachten, NABU Bundesverband, Berlin
- Heuschrecken findet man am besten mit den Ohren, Planet Wissen, WDR, Köln
- Fachbroschüre Heuschrecken, NLWKN, Hannover
- Buch „Der Kosmos Heuschreckenführer", Verlag Kosmos, Stuttgart
- Buch „Die Heuschrecken Deutschlands und Nordtirols", Verlag Quelle und Meyer, Wiebelsheim
- CD Heuschrecken - Die Stimmen von 61 heimischen Arten, Verlag Edition Ample, Germering
Tipps zum Kennenlernen von Pflanzen und Tieren und Hinweise auf Bestimmungs-Apps:
- Pflanzen und Tiere kennenlernen, Projekt „Naturkieker" der Oldenburgischen Landschaft, Jever
Aus dem Leben einer Heuschrecke
Das Leben einer jeden Heuschrecke beginnt mit einem Ei.
Weibchen der Langfühlerschrecken legen ihre Eier nach der Paarung mit ihrer Legeröhre einzeln oder in kleinen Gruppen in obere Schichten des Erdbodens oder oberirdisch in Halme, markhaltige Stängel oder Baumrinden. Weibchen der Feldheuschrecken vergraben Eipakete in den oberen Bodenschichten oder wählen oberirdische Ablageorte wie Gräser, Pflanzenstängel, Baumrinden oder Blätter. Ihre Eipakete sind zumeist in einen schaumigen Kokon eingehüllt, der nach dem Aushärten eine feste Schutzhülle bildet.
Dort ruhen die Eier den Herbst und Winter über und überdauern die kalte Jahreszeit. Lediglich Grillen und Dornschrecken überwintern als Nymphen oder als ausgewachsene Tiere.
In den ersten warmen Frühlingstagen schlüpft aus jedem Ei eine kleine Larve. Sie sieht der ausgewachsenen Heuschrecke bereits sehr ähnlich und ist in der Lage, zu hüpfen, besitzt jedoch noch keine Flügel und keine langen Fühler. Ihr Lebensinhalt besteht nun darin, zu fressen und sich dabei vor Feinden in Acht zu nehmen.
Da ihr fester Chitinpanzer nicht mitwächst, häutet sie sich je nach Art drei bis zehn Mal bis zum endgültigen Entwicklungsstadium. Anders als beispielsweise Schmetterlinge oder Käfer macht sie kein Puppenstadium bis zum fertigen Insekt durch. Heuschrecken gehören daher zu den Halbumwandlern, ihre Larven werden als "Nymphen" bezeichnet.
Bemerkenswert ist die Brutpflege des Weibchens des Großes Heupferdes: Es bewacht seine Eier, um sie vor Fressfeinden zu schützen und versorgt die geschlüpften Nymphen, indem es tote Insekten als Nahrung in deren unmittelbarer Nähe ablegt.
Die kleinen Nymphen entwickeln sich, gut getarnt und weitestgehend unbemerkt im hohen Gras einer Wiese, eines Wegrandes oder Feldrains, von einer Häutung zur nächsten allmählich zur fertigen Heuschrecke. Nach der letzten Häutung im Sommer sind ihre Fühler und Flügel voll entwickelt und sie sind in der Lage, Töne zu erzeugen. Für die ausgewachsenen Heuschrecken beginnt nun die Zeit des Singens und Zirpens, die Partnersuche und die Eiablage, um die nächste Heuschreckengeneration auf den Weg zu bringen.
Droht Gefahr, verstummen die zirpenden Sänger unmittelbar, lassen sich fallen oder machen einen Sprung weit hinein in das Gräserdickicht. Da die Beinmuskulatur ihrer beachtlichen Springbeine mit einer Art Federmechanismus gekoppelt ist, können Heuschrecken mehr als das 20-fache ihrer Körperlänge weit springen. Geflügelte Arten nehmen zusätzlich ihre Flügel zur Hilfe, um den Sprung zu verlängern. So können sie sich geschickt mit einem sportlichen Sprung aus der Reichweite eines Angreifers bringen. Da sie den Landeort vorher nicht einsehen können, benötigen sie eine Portion Glück, um bei der Landung nicht möglicherweise in einem Spinnennetz zu enden.
Nach der Paarung und Eiablage endet das Leben einer Heuschrecke, spätestens jedoch mit den ersten Frösten des herannahenden Winters.
Was steht auf dem Speiseplan der Heuschrecken und ihrer Nymphen?
Kurzfühlerschrecken, zu denen die Grashüpfer gehören, leben vegetarisch, ihre Hauptkost sind Gräser.
Laubheuschrecken, zum Beispiel das Große Heupferd, sind auf Mischkost eingestellt. Neben Pflanzen wie Löwenzahn, Kleearten und Vogelmiere stehen bei ihnen auch kleine weichhäutige Insekten wie Blattläuse, Raupen und Käferlarven auf dem Speiseplan. Dadurch erweisen sie sich im Garten als willkommene Nützlinge.
Die Nymphen beider Gruppen ernähren sich jeweils von den gleichen Futterquellen wie ihre Elterntiere.
Ein Friesland ohne Heuschrecken? - Ökologische Bedeutung der Heuschrecken
• Heuschrecken sind eine wichtige Nahrungsgrundlage für zahlreiche heimische Tierarten: Vögel und deren Küken, Igel, Spitzmäuse, Reptilien, Spinnen und weitere Insektenfresser. Einige Grabwespenarten sind auf Heuschrecken spezialisiert. Sie tragen die zuvor durch einen Stich gelähmten Tiere in ihre Brutröhre ein und nutzen sie als Nahrungsvorrat für ihre Larven.
• Laubheuschrecken ernähren sich als „Mischköstler“ nicht nur von Pflanzen, sondern auch von Läusen, Raupen und Käferlarven und regulieren dadurch den Bestand anderer Insektenarten.
• Heuschrecken erfüllen eine wichtige Funktion als sogenannte Bioindikatoren, also als Anzeiger für einen intakten oder gestörten Zustand unserer heimischen Ökosysteme. Das Fehlen oder Vorhandensein von Heuschreckenarten weist somit auf ökologische Veränderungen hin.
In der Roten Liste Niedersachsen von 2005 sind 57 % der nachgewiesenen Heuschreckenarten als gefährdet eingestuft, 4 Arten stehen auf der Vorwarnliste.
Die Ursachen für den Rückgang der Heuschrecken sind vielfältig. Dazu gehören
- Veränderungen und Intensivierung der Landnutzung und der Straßen- und Wegrandpflege,
- der Verlust vegetationsreicher Lebensräume, beispielsweise durch Versiegelung von Flächen,
- der Verlust von natürlichen Gehölzen, ein unverzichtbarer Lebensraum insbesondere für Laubheuschrecken,
- die Fragmentierung ihrer Lebensräume und
- naturferne Gartengestaltungen
- die zunehmende Lichtverschmutzung, die sich auf die nachtaktiven Laubheuschrecken wie Große Heupferd negativ auswirkt.
Für ihr Überleben benötigen Heuschrecken ein möglichst kleinräumiges Mosaik mit abwechslungsreichen Vegetationsstrukturen. Da ausgewachsene Heuschrecken und ihre Nymphen nicht oder nur wenig mobil sind, können sie den maschinellen Mahdgeräten bei intensiven und großflächigen Pflegemaßnahmen in der Regel nicht entkommen. Nach der Mahd finden sie zudem keine Vegetation als schützenden Lebensraum und als Futterquelle mehr vor. So kommt es, dass ihre Populationen langfristig schrumpfen oder ganz verschwinden.
Was können wir tun?
Heuschrecken sind dort zu Hause, wo sie ganzjährig Grasbestände finden, beispielsweise in einer natürlichen Vegetation auf Wiesen, Obstwiesen, öffentlichen Grün- und Bracheflächen, Gewerbeflächen, Wegrandflächen und auf Feldrainen. Einige Arten wie das Große Heupferd benötigen zusätzlich Gebüsche, Hecken oder Bäume.
In all ihren Entwicklungsstadien als Ei, Nymphe und als fertiges Insekt sind Heuschrecken nicht oder nur wenig mobil. Daher besiedeln sie Lebensräume, in denen keine intensiven, großflächigen Pflegemaßnahmen stattfinden und in denen sie ein kleinräumiges, abwechslungsreiches Mosaik an verschiedenen natürlichen Strukturen vorfinden.
● In der offenen Landschaft, an Straßen- und Wegrändern, an Feldrainen, auf öffentlichen Grünflächen, Grünflächen von Gewerbebetrieben usw. unterstützen wir Heuschrecken, indem wir
- naturnahe, artenreiche Weg- und Straßenränder, Feldraine, öffentliche Grünflächen und Gewerbeflächen erhalten und entwickeln und diese abschnittsweise mähen, so dass stets etwas wiesenartige Vegetation zur Verfügung steht, auch den Winter über,
- ein Mosaik an natürlichen Strukturen erhalten und es ergänzen um Feldgehölze, Bäume, Hecken und Brachflächen und diese ebenfalls abschnittsweise pflegen,
- Außenbeleuchtungen nachts zwischen 22 und 6 Uhr ausschalten. Alternativ können Bewegungsmelder genutzt und bernsteingelbe Leuchtmittel mit einer Farbtemperatur von maximal 2.200 Kelvin verwendet werden, die für nachtaktive Heuschrecken weniger störend sind. Lampen sollten keinesfalls nach oben oder zur Seite strahlen, sondern stets nur ausschließlich den Bereich ausleuchten, für den eine Beleuchtung erforderlich ist.
● Im Garten:
Unsere Gärten haben durch ihre kleinräumige Vernetzung und ihren insgesamt betrachtet erheblichen Flächenanteil ein großes Artenschutzpotenzial. Durch eine naturnahe Gartengestaltung können wir zum Erhalt der heimischen Artenvielfalt beitragen und Heuschrecken fördern, indem wir
- einen Teilbereich des Rasens ungemäht lassen, so dass sich daraus eine Naturwiese entwickeln kann; diese jeweils Ende März auf einer Höhe von 10-15 cm abmähen und das Mahdgut abtragen,
- zusätzlich eine blütenreiche Wiese anlegen und abschnittsweise mähen,
- die ein oder andere „wilde Ecke“ im Garten belassen und bei Bedarf abschnittsweise pflegen,
- Gehölze wie Brombeeren, Holundersträucher, Himbeer- und weitere Beerensträucher erhalten oder neu anpflanzen und abschnittsweise pflegen,
- dort, wo ausreichend Platz vorhanden ist, Obstbäume, eine Eiche, Linde, Silberweide oder einen anderen Baum pflanzen,
- insektenfreundlich gärtnern, das heißt ohne den Einsatz chemischer Pflanzen- und Insektenschutzmittel. In einem naturnahen Garten wird beispielsweise Blattlausbefall durch das Vorkommen von Meisen und anderen Vögeln, Marienkäfern und deren Larven sowie den Larven von Flor- und Schwebfliegen auf natürliche Weise reguliert und reduziert,
- Außenbeleuchtungen am Haus und Dekorationsbeleuchtungen im Garten nachts zwischen 22 und 6 Uhr ausschalten. Wo eine Beleuchtung unerlässlich ist, Bewegungsmelder oder bernsteingelbe Leuchtmittel verwenden, die für nachtaktive Heuschrecken weniger störend sind. Keinesfalls sollten Lampen nach oben oder zur Seite leuchten, sondern stets ausschließlich den Bereich anstrahlen, für den eine Beleuchtung erforderlich ist.
Weitere Informationen:
- Altgrasstreifen fördern Heuschrecken, Naturschutz und Landschaftsplanung, Ulmer Verlag, Stuttgart
- Anleitung „Eine Wildblumenwiese anlegen", NABU-Bundesverband, Berlin
Projekt zum Schutz der Dunkelheit im Landkreis Friesland:
- Projekt „Sternenfunkeln über Friesland", Landkreis Friesland, MOBILUM-Mobile Umweltbildung, Jever
● Die heimische Pflanzen- und Tierwelt beobachten, kennenlernen und die Datengrundlage verbessern.
Artenkenntnis ist eine wesentliche Voraussetzung für Artenschutz. Wenn wir die heimischen Pflanzen- und Tierarten, ihre Lebensweise und ihre Vorkommen kennen, können wir sie gezielt fördern, schützen und ihre Bestände langfristig erhalten. Darüber hinaus ermöglichen umfassende Informationen und Daten über Vorkommen und Bestandsentwicklungen einen zielgerichteten und effizienten Artenschutz.
Für den Landkreis Friesland stellt das Projekt Naturkieker kostenlos das Naturkieker-Portal und die Naturkieker-App zur Verfügung. Jede eingegebene Beobachtung liefert wertvolle Hinweise auf das natürliche Arteninventar im Landkreis Friesland und trägt dazu bei, die Datenlage kontinuierlich zu verbessern.
Wie sind Heuschrecken geschützt?
Viele Heuschreckenarten sind durch das Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. Ihr Schutzstatus kann eingesehen werden im Wissenschaftlichen Informationssystem für den internationalen Artenschutz (WISIA), Artenschutzdatenbank des Bundesamtes für Naturschutz, Bonn.
Weitere Informationen:
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Bundesnaturschutzgesetz, § 39 Allgemeiner Schutz wild lebender Tiere und Pflanzen, Bundesministerium der Justiz, Berlin
Ansprechpartner für Fragen rund um den Heuschreckenschutz im Landkreis Friesland:
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Untere Naturschutzbehörde, Lindenallee 1, 26441 Jever; Jens Eden, E-Mail: j.eden@friesland.de, Tel.: 04461-919-5050; Judith Vossel, E-Mail: j.vossel@friesland.de, Tel: 04461-919-5061.
Artenliste der Heuschrecken Niedersachsens einschließlich Gefährdungsstatus für die Region Küste
• Langfühlerschrecken
Familie Laubheuschrecken
Unterfamilie Sichelschrecken
Punktierte Zartschrecke - Leptophyes punctatissima *
Gemeine Sichelschrecke - Phaneroptera falcata -
Unterfamilie Eichenschrecken
Südliche Eichenschrecke - Meconema meridionale *
Gemeine Eichenschrecke - Meconema thalassinum *
Unterfamilie Schwertschrecken
Kurzflügelige Schwertschrecke - Conocephalus dorsalis *
Unterfamilie Heupferde
Grünes Heupferd - Tettigonia viridissima *
Unterfamilie Beißschrecken
Kurzflügelige Beißschrecke - Metrioptera brachyptera *
Roesels Beißschrecke - Roeselliana roeselii *
Gewöhnliche Strauchschrecke - Pholidoptera griseoaptera *
Familie Grillen
Heimchen - Acheta domesticus *
Weinhähnchen (Blütengrille) - Oecanthus pellucens -
Familie Maulwurfsgrillen
Maulwurfsgrille - Gryllotalpa gryllotalpa 2
• Kurzfühlerschrecken
Familie Dornschrecken
Westliche Dornschrecke - Tetrix ceperoi -
Säbel-Dornschrecke - Tetrix subulata 3
Gemeine Dornschrecke - Tetrix undulata *
Familie Feldheuschrecken
Unterfamilie Ödlandschrecken
Sumpfschrecke - Stethophyma grossum (Mecostethus grossus) 3
Unterfamilie Grashüpfer
Weißrandiger Grashüpfer - Chorthippus albomarginatus *
Nachtigall-Grashüpfer - Chorthippus biguttulus *
Brauner Grashüpfer - Chorthippus brunneus *
Wiesen-Grashüpfer - Chorthippus dorsatus 3
Verkannter Grashüpfer - Chorthippus mollis *
Gemeiner Grashüpfer - Chorthippus parallelus *
Große Goldschrecke - Chrysochraon dispar *
Gefleckte Keulenschrecke - Myrmeleotettix maculatus *
Buntbäuchiger Grashüpfer - Omocestus rufipes (O. ventralis) 2
Bunter Grashüpfer - Omocestus viridulus *
Kleiner Heidegrashüpfer - Stenobothrus stigmaticus 2
Erläuterung zu den Gefährdungskategorien:
0 = Ausgestorben oder verschollen
1 = Vom Aussterben bedroht
2 = Stark gefährdet
3 = Gefährdet
V = Vorwarnliste
* = Derzeit nicht gefährdet / ungefährdet