Wie lerne ich Pflanzen und Tiere kennen?

Eine Checkliste

Es macht Freude und ist eine große Bereicherung des Lebens und des Alltags, die Natur um uns herum zu entdecken und kennenzulernen. Gelegenheiten dazu gibt es viele:

  • Durch Zufallsbegegnungen -beispielsweise krabbelt ein Marienkäfer oder eine Florfliege vor unseren Augen über den Tisch,
  • bei einem Spaziergang oder während einer Radtour - den Blick auf die Pflanzen am Wegesrand gerichtet,
  • durch bewusstes Wahrnehmen - dem Gesang eines Vogels, dem Gezirpe eines Grashüpfers oder dem Rauschen des Schilfes am Wegesrand lauschen...

Es ist natürlich spannend, zu erfahren, um welche Pflanze und welches Tier es sich dabei handelt.

Doch wie findet man es heraus?

1. Entdecken und erforschen

Zunächst einmal geht es darum, die entdeckte Pflanze oder das Tier genau zu beobachten, kennenzulernen und zu erforschen. Kommen dabei alle fünf Sinne zum Einsatz, nehmen wir unsere Entdeckung und unsere Umgebung viel intensiver wahr.

Hilfreiche Fragen für den Hinterkopf:

  • Um welchen Lebensraum handelt es sich? (Viele Pflanzen und Tiere kommen in ihren ganz individuellen Lebensräumen vor und sind darin in für sie charakteristische Lebensgemeinschaften eingebunden, daher ist diese Information wichtig).
  • Wie groß ist die Pflanze bzw. das Tier?
  • Wie sieht die Pflanze bzw. das Tier genau aus, was für auffällige Merkmale sind zu entdecken?
  • Bei Tieren: Wie bewegt sich das Tier, welche Laute gibt es von sich?
  • Bei Pflanzen: Wie fühlt sich das Blatt, die Rinde oder die Blüte an? Wie ist das Blatt aufgebaut? Ist es glatt, oder sind Härchen zu erkennen? Ist der Stängel rund, viereckig oder dreieckig? Wonach riecht die Pflanze? Wie ist die Blüte aufgebaut? Sind Früchte zu entdecken?
  • Was fällt weiterhin auf?

Hilfsmittel: Lupe, Fernglas

2. Der Pflanze/ Dem Tier einen eigenen, treffenden Namen geben

Möchte man eine Pflanze oder ein Tier kennenlernen, sind die Eigenschaften, an denen man sie/es selbst wiedererkennt, viel wesentlicher als die reine Benennung mit dem korrekten Namen: Wichtig ist, dass Sie selbst anhand Ihrer eigenen Beobachtungen die Pflanze, den Vogel oder das Insekt wiedererkennen.

Sie entdecken einen Baum mit herzförmigen Blättern. Um diese Baumart wiederzuerkennen, geben Sie ihr zunächst den Namen „Herzblattbaum“.

Sie entdecken eine Biene mit einem rotbraunen Pelz, bei der es sich jedoch nicht um eine Honigbiene zu handeln scheint und geben ihr den Namen "Rotbraunes Pelzbienchen“.

3. Jetzt wird es spannend: Recherche, Bestimmungshilfen und Bestimmungs-Apps

Nun geht es darum, unter Zuhilfenahme eines Buches, einer Bestimmungsapp oder mittels Internet-Recherche, je nach Vorliebe, herauszufinden, wie der offizielle Name Ihrer Beobachtung lautet. Auf diese Weise lassen sich zudem weitere Informationen über die Lebensweise der gefundenen Art herausfinden.

 

Hier eine Auswahl kostenlos und ohne Anmeldung unkompliziert zu nutzender Bestimmungs-Apps:

  • Mit der App "iNaturalist" lassen sich Pflanzen und Tiere anhand von Fotos oder Tonaufnahmen identifizieren. Es werden Bestimmungsvorschläge angezeigt, die angewählt werden können. Zusätzliches erfährt der Nutzer Wissenswertes zu der jeweiligen Art ("iNaturalist" ist eine internationale App der California Academy of Sciences und der National Geographic Society). iNaturalist bei Google Play, iNaturalist im App-Store
  • Mit der App "Flora incognita" lassen sich Pflanzen anhand von Fotos der gesamten Pflanze oder zusätzlich einzelner Pflanzenorgane wie Blüte, Blatt etc. bestimmen. Die App listet die bestimmte Pflanzenart und gegebenenfalls ähnliche Arten auf, geordnet nach Bestimmungswahrscheinlichkeit. Zu jeder Art werden ein umfangreicher Steckbrief und informative Bilder bereitgestellt. (Flora incognita ist eine App der Technischen Universität Ilmenau). Flora incognita bei Google Play, Flora Incognita im App-Store
  • Mit der App "Naturblick" lassen sich Pflanzen anhand von Fotos und Vögel anhand von Tonaufnahmen oder alternativ über das Auswählen von Merkmalen unkompliziert identifizieren. Zudem erhält der Nutzer weitere interessante Informationen zu Merkmalen und Lebensweise. ("Naturblick" ist eine App des Museums für Naturkunde, Berlin). Naturblick bei Google Play, Naturblick im App-Store
  • Mit der App "BirdNET" lassen sich Vögel anhand ihres Gesanges bestimmen. Die Vogelstimmen werden über die Aufnahmefunktion der App aufgenommen und visualisiert. Nach der Auswahl eines passenden Ausschnittes der Aufnahme erscheint eine Liste mit den erkannten Vogelarten. ("BirdNet" ist eine App der Technischen Universität Chemnitz). BirdNET bei Google Play, BirdNet im App-Store

 

Hier eine Bücher-Auswahl zur Bestimmung von Pflanzen und Tieren:

 

Ihr Lieblingsbuch oder Ihre Lieblings-App ist nicht dabei? - Bitte teilen Sie sie uns mit, so dass wir sie in diese Liste aufnehmen können.

Mittels Recherche stellt sich heraus: Beim "Herzblattbaum" handelt es sich um eine "Winterlinde" mit dem wissenschaftlichen Namen "Tilia cordata". Bestimmungsmerkmale: Die typische Blattform und die bräunlichen Haarbüschel, die sich in den Winkeln der Blattadern an der Blattunterseite befinden

und aus dem "rotbraunen Pelzbienchen" wird eine Mauerbiene mit dem wissenschaftlichen Gattungsnamen "Osmia".

4. Die Beobachtung in eine Struktur einordnen

Nicht immer gelingt es, den Namen der beobachteten Art unmittelbar und zweifelsfrei herauszufinden.

Bei der Beschäftigung mit Pflanzen und artenreichen Tiergruppen, beispielsweise den Insekten, sieht man sich zunächst einer scheinbar endlosen Fülle verschiedener Arten gegenüber und stellt sich mitunter etwas hilflos die Frage, wie man diese bloß jemals (alle) kennenlernen kann? Bitte nicht den Mut verlieren, wenn sich eine Beobachtung zunächst nicht eindeutig zuordnen und namentlich benennen lässt.

Zunächst genügt es, die Pflanze oder das Tier einfach grob einzuordnen und zuzuordnen. In der Regel wird sich die genaue Bezeichnung bei weiterer Beschäftigung mit der Art finden.

Dazu ist hilfreich zu wissen: Jede Pflanze und jedes Tier ist einer Gattung und einer Familie zugeordnet, die ähnliche, typische Merkmale aufweisen:

Bei den Pflanzen gibt es beispielsweise die Familie der Rosengewächse, die an ihren 5 Blütenblättern zu erkennen ist. Außer Rosen gehören ihr auch Brombeeren, Erdbeeren, Äpfel und viele weitere Pflanzen an. Die Familie der Korbblütler kann man daran erkennen, dass ihre Blüten sich aus vielen kleinen Einzelblüten zusammensetzen, die so angeordnet sind, als wären sie in einen Korb gefüllt. Zu ihnen gehören beispielsweise das Gänseblümchen, der Löwenzahn und die Sonnenblume.

Kennt man diese Strukturen, so lassen sich Beobachtungen schon einmal grob einordnen und es fällt leichter, die Arten zu bestimmen.

Die Situation entspricht etwa der, eine neue Küche oder Werkstatt zu betreten oder sich in einer neuen Schulklasse oder Partygesellschaft zurechtfinden zu wollen: Zunächst orientieren wir uns anhand grober Merkmale und bilden Zuordnungen und Gruppen. In der Küche: Töpfe, Lebensmittel, Besteck etc. In der Werkstatt: Sägen, Schrauben, Nägel, Farben etc. In einer unbekannten Menschengruppe: Alter, Kleidung, Bewegung, Gestik und Mimik, Haarfarbe, Frisur, Sprachausdruck etc. Im Laufe der Zeit werden uns diese Strukturen vertraut und wir können uns auf Details konzentrieren. Ähnlich verhält es sich beim Kennenlernen der Arten des Pflanzen- und Tierreichs.

5. Die Beobachtung dokumentieren, eine persönliche Naturbeobachtungs-Sammlung erstellen

Von großem Vorteil ist es, eigene Beobachtungen und Erkenntnisse zu dokumentieren, um später darauf zurückgreifen zu können. Auf diese Weise gehen Beobachtungen und Erkenntnisse nicht verloren.

Der Charme, den eigenen Erfahrungsschatz zu dokumentieren, liegt im Gegensatz zu einem mittels Buch, App oder Internet-Recherche erworbenen „Recherche-Wissen“ darin, dass es sich bei eigenen Beobachtungen und erworbenen Kenntnissen um „lebendiges Wissen“ handelt. Denn Naturbegegnungen sind stets um viele Details wie Gerüche, Geräusche, Bewegungen, Umfeld, Gefühle, Erlebnisse usw. bereichert.

Neben der Möglichkeit, die Beobachtungen per Notizbuch festzuhalten, stellt dieses Projekt mit der Naturkieker-App eine Software zur Verfügung, mit der Beobachtungen, ob Pflanze oder Tier, einschließlich Fotos, dokumentiert und über Filter organisiert, sortiert und verwaltet werden können.

Wir hoffen, Ihnen mit diesen Hinweisen nützliche Hilfestellungen zum Beobachten und Kennenlernen der Natur um uns herum geben zu können und wünschen viel Freude, viele erfüllende Momente, Begegnungen und Beobachtungen der faszinierenden Pflanzen- und Tierwelt des Landkreises Friesland und des Oldenburger Landes.

Nun also nichts wie ab nach draußen!