Der Begriff „Biodiversität“ beinhaltet drei Aspekte,

  • die Artenvielfalt, also die Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten,
  • die Vielfalt der Lebensgemeinschaften, also der Ökosysteme,
  • und die genetische Vielfalt innerhalb der verschiedenen Arten.

Der Begriff „Biodiversität“ setzt sich zusammen aus den beiden Worten "Bios" = Leben (griechisch) und "Diversitas" = Verschiedenheit (lateinisch).

Man kann ihn mit "Biologische Vielfalt“ oder "Vielfalt an Leben auf unserem Planeten“ übersetzen.

Warum brauchen wir Biodiversität? Aus welchen Gründen ist es problematisch, wenn es weniger Tiere und Pflanzen gibt?

Für uns kaum wahrnehmbar stehen unsere heimischen Pflanzen und Tiere in vielfältigen gegenseitigen Abhängigkeiten zueinander, so dass sich ein fein gewobenes, stabiles Netzwerk bildet. Insbesondere die sehr kleinen Lebewesen erbringen darin unverzichtbare Leistungen. Insekten beispielsweise sind unverzichtbare Teile fast jeder Nahrungskette, ob an Land als Futter für Vögel und ihre Brut oder in Gewässern für Fische und andere Wassertiere. Von einem reichen Insektenleben hängen außerdem Bestäubung, Zersetzung abgestorbener Biomasse und vielfältige Räuber-Beute-Beziehungen ab, um nur einige Aspekte ihrer Bedeutung für gesunde Ökosysteme zu nennen.

Jede einzelne Pflanzen- und Tierart erbringt wichtige Leistungen für ein stabiles ökologisches Netzwerk, in das auch wir eingebunden sind:

Ein gesundes Ökosystem ist stabil und belastbar.

Man kann es vergleichen mit einem eng geknüpften stabilen Netz, in dem zahlreiche Knoten und Verknüpfungen aus verschiedenen Abhängigkeiten miteinander verbunden und verwoben sind. Jede einzelne Tier- und Pflanzenart, auch wir Menschen, ist in dieses Netzwerk eingebunden und von den sie umgebenden Arten abhängig. Jede Art leistet darin einen unverzichtbaren Beitrag.

Je artenreicher ein Ökosystem, desto stabiler ist das Netzwerk.

Es ist in der Lage, Störungen besser auszugleichen. Beispiel Bestäubung: Obstblüten werden sowohl von Honigbienen als auch von Wildbienen, zu denen auch die Hummeln gehören, bestäubt. Bei ungünstigen Wetterlagen bleiben die Honigbienen jedoch im Bienenstock. In einem natürlichen Umfeld mit Hummel- und weiteren Wildbienenvorkommen übernehmen diese dann die Bestäubungsleistung. Jede Art in einem Ökosystem weist verschiedene Lebensweisen auf. Je mehr Arten also vorkommen, desto unanfälliger und stabiler ist ein Ökosystem.

Jedes Ökosystem, jeder Lebensraum beherbergt ein individuelles Netzwerk ganz bestimmter Pflanzen- und Tierarten.

Viele der Lebewesen sind auf genau diesen Lebensraum und auf das Vorhandensein der ausschließlich dort vorkommenden Arten angewiesen.

Die genetischen Unterschiede innerhalb der Arten verbessern die Chancen der einzelnen Art,

sich an die individuellen Lebensbedingungen vor Ort und an sich verändernde Lebensbedingungen anzupassen z.B. bedingt durch den Klimawandel.

Die natürliche Artenfülle ist ein ein landschaftstypisches und identitätsstiftendes Naturgut,

es liegt in unserer Verantwortung, dieses unseren Kindern und Enkeln zu bewahren.

Eine natürliche Umgebung mit einer großen Artenfülle verbessert unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit.

Studien internationaler Forschergruppen belegen den Zusammenhang zwischen einer natürlichen, artenreichen Umgebung und der Gesundheit, der Belastbarkeit und dem Wohlbefinden ihrer Bewohner. (Siehe unten, "Tipps und Informationen")

Letztlich beruhen viele ökonomische Prozesse auf der Basis belastbarer, gesunder Ökosysteme.

So berechneten Wissenschaftler den Wert der „Ökosystem-Dienstleistung Bestäubung", den Insekten in Deutschland rein für die Wirtschaft erbringen, um damit die Kosten darzulegen, die ein Verlust an Biodiversität verursachen könnte: Insekten bestäuben drei Viertel aller Nutzpflanzen und erbringen damit eine Dienstleistung für die Wirtschaft im Wert von jährlich 3,8 Milliarden Euro (Quelle: Max-Planck-Institut, Jena).

Wie steht es um die Biodiversität in Friesland und im Oldenburger Land?

Wem sind nicht Naturerfahrungen und -begegnungen aus der Kindheit in Erinnerung geblieben, die in Naturräumen stattfanden, die heute verschwunden sind? Sei es das Zirpen von Grashüpfern beim Überqueren einer Wiese, der Ruf der Kiebitze im Frühling, der Gesang der Feldlerchen, das Pflücken eines bunten Blumenstraußes am Wegesrand oder die Entdeckung von Kaulquappen in einem Gewässer oder Graben?

Wissenschaftliche Bestätigung für diese besorgniserregende Entwicklung, die sich auch im Raum Friesland und des Oldenburger Landes zeigt, findet sich im Artenerfassungsprogramms des Landes Niedersachsen. Dort heißt es: „Von den rund 40.000 Tier- und Pflanzenarten Niedersachsens sind ca. 11.000 Arten, also etwa ein Viertel, in Roten Listen hinsichtlich ihrer Gefährdung bewertet. [...] Von allen untersuchten Arten sind inzwischen 45% als gefährdet eingestuft".

Hier gelangen Sie zur Übersicht der Roten Listen des Landes Niedersachsen, die den Gefährdungsgrad der Pflanzen- und Tierarten auflisten. Rote Listen gelten als  wissenschaftliche Fachgutachten zum Aussterberisiko von Arten.

Hier gelangen Sie zur Krefelder Studie, die 2017 in Zusammenarbeit des Ethomologischen Vereins Krefeld und eines Forscherteams der Radboud-Universiäty, Nijmegen, veröffentlicht wurde. Darin wurden über einen Zeitraum von rund 30 Jahren Daten von 63 Standorten in Naturschutzgebieten in NRW, Rheinland-Pfalz und Brandenburg ausgewertet. Die Auswertung ergab, dass sich in den untersuchten Gebieten nicht nur die Arten-Anzahl sondern auch die Biomasse der dort fliegenden Insekten in den vergangenen 30 Jahren um insgesamt über 75 % reduzierte.

Hier finden Sie eine aus dem Englischen übersetzte Erläuterung dieser Studie.

Worin bestehen die Ursachen für das Schwinden der Biodiversität?

In den letzten Jahren und Jahrzehnten veränderte sich die Landschaft um uns herum maßgeblich. Diese Entwicklung setzt sich bis heute fort: Die freie Landschaft, unsere Städte, Gemeinden und unsere Gärten verarmen schleichend an natürlichen Strukturen.

Ursächlich sind die Einflüsse vielfältiger Akteure unserer Gesellschaft, ob Landwirtschaft, Behörden, Verbände, Vereine, Privatpersonen als Gartenbesitzer usw. - Sie alle tragen dazu bei, dass unseren heimischen Pflanzen und Tieren immer weniger Lebensraum zur Entfaltung zur Verfügung steht:

  • Eine intensive Bewirtschaftung vieler Wiesen, Weiden und Äcker ohne ungestörte Bereiche, in denen sich Lebensgemeinschaften von Pflanzen und Tieren entwickeln können,
  • die Entstehung von Bauland, Gewerbegebieten, Straßen, Wegen und Parkplätzen, durch die Flächen verlorengehen,
  • eine häufig sehr intensive Pflege des Straßenbegleitgrüns und öffentlicher Grünflächen sowie der Gewässer- und Gewässerränder,
  • eine häufig naturferne Gestaltung von Gärten und Betriebsflächen,
  • und andere mehr.

Zu den weiteren Faktoren, die die natürliche Artenvielfalt beeinflussen, gehören der Klimawandel und der Einfluss invasiver Arten.

Die Zielsetzung zum Erhalt der Biodiversität muss also lauten:

  • Ein Mosaik und Netzwerk natürlicher Strukturen bilden und

  • der Natur Raum geben, damit sich die heimischen Pflanzen- und Tierarten entfalten, entwickeln und fortleben können.

Gemeinsam können wir dazu beitragen, der Natur im Landkreis Friesland und im Oldenburger Land wieder mehr Raum zu geben, so dass sich die heimischen Pflanzen- und Tierarten entfalten, entwickeln und fortbestehen können.

 

Hier finden Sie Tipps und Informationen: