Biodiversität im Garten

Was kann ich tun, um die Biodiversität in meinem Garten zu fördern?

Diese Frage lässt sich durch einen Perspektivwechsel beantworten: Betrachten Sie Ihren Garten einmal aus dem Blickwinkel einer Wildbiene, eines Rotkehlchens oder eines Igels. - Wie lässt er sich zu einem Lebensraum für sie und ihren Nachwuchs entwickeln?

Hummeln und Wildbienen haben einen großen Appetit auf Pollen und Nektar. Sie benötigen daher ein beständiges und vielfältiges Blütenangebot. Viele Wildbienenarten sind auf Blütenpollen unserer heimischen Pflanzenarten spezialisiert, beispielsweise den Blütenstaub blühender Weidenkätzchen (Weiden-Sandbiene) oder Pollen des Hahnenfußes, auch Butterblume genannt (Hahnenfuß-Scherenbiene). Daher ist es von Bedeutung, diese heimischen Pflanzen zur Blüte kommen zu lassen. Die Kinderstuben der Wildbienen werden je nach Art in ausgeblühten Staudenstängeln, in Käfer-Fraßgängen in morschem Holz, in offenen Sandbereichen oder auch in Pflasterfugen angelegt. Darin wächst in pollengefüllten Zellen die nächste Generation heran und überwintert darin bis zum Schlupf im nächsten Jahr.

Auch Schmetterlinge benötigen Blüten, um daraus mit ihren langen Saugrüsseln energiereichen Nektar aufzunehmen. In ihrem weiteren Lebenslauf folgt die Eiablage auf dafür geeigneten Pflanzen: Die Raupen vieler Schmetterlingsarten spezialisiert auf wenige oder sogar nur eine einzige Futterpflanze. Raupen des Admirals, Kleinen Fuchses und Tagpfauenauges beispielsweise ernähren sich ausschließlich von der Brennnessel. So sind viele häufig recht unscheinbare heimische Pflanzen Nahrungsquelle für den Schmetterlingsnachwuchs und sollten daher Entwicklungsraum in unseren Gärten finden.

Grashüpfer werden häufig erst an warmen Tagen im Spätsommer durch ihr Zirpen bemerkt. Sie überwintern als Ei in Bodennähe naturnaher Grasflächen. An warmen Frühlingstagen schlüpft der Nachwuchs als sogenannte „Nymphe“, quasi einer "Miniaturausgabe" des ausgewachsenen Insektes. Die heranwachsenden Grashüpfer benötigen ungestörte Gras- und Wiesenflächen, um für ihre Entwicklung Unterschlupf und Nahrung zu finden. Auch ein kleiner ungemähter Grasbestand von 1m² kann zu einer Kinderstube für Grashüpfer werden.

Eine vielfältige Vogelwelt stellt sich ein, wenn außer einem ausreichenden Nahrungsangebot auch Nistplätze zur Eiablage und Aufzucht der Küken sowie Unterschlupfmöglichkeiten zum Schutz vor Feinden und vor Kälte, Wind und Regen zu finden sind. Nahrung finden die Vögel in einem naturnahen Garten ganzjährig in Form von Beeren, Samen und Insekten (auch im Winter an Zweigen von Gehölzen, in ausgeblühten Staudenstängeln, in der Laubschicht unter Bäumen und Sträuchern, etc.). Als Nistplätze und Unterschlupfmöglichkeiten dienen Hecken, Bäume und Sträucher, Rankpflanzen, ungestörte Winkel an Gebäuden und zusätzlich angebotene Nistkästen. In den zunehmend trockenen Sommermonaten sind Wasserangebote wie Teiche und Tränken lebensnotwendig.

Igel fühlen sich in Gärten mit einem üppigen Vorkommen an Regenwürmern und bodenlebenden Insekten wohl. Ast- und Laubhaufen dienen ihnen als Unterschlupf und Zuhause. Darin können sie tagsüber ungestört schlafen, ihren Nachwuchs auf den Weg bringen und im Winterschlaf den kalten, ungemütlichen Winter überleben. Auch Igel sind in den trockenen Sommermonaten auf ein verlässliches Wasserangebot angewiesen.

Grundsätzlich gilt: Pflanzen und Tiere benötigen ein buntes Mosaik natürlicher, vielfältiger und möglichst ungestörter Strukturen, ob Wiesenflächen, bunt blühende Stauden, blühende und fruchtende Gehölze, Laub unter Bäumen und Sträuchern, einen kleinen Teich, Steinhaufen oder verrottende Äste.

Unsere Gärten sind wichtige „Trittsteinbiotope“, um Lebensräume miteinander zu vernetzen. Dieses ist für viele Arten, insbesondere jedoch für Insekten von großer Bedeutung, da sich das Lebensumfeld vieler Insektenarten auf einen Umkreis von etwa 100 m beschränkt.

 

Allgemeine Informationen und Hinweise finden Sie hier:

Weitere Tipps, Informationen und Hinweise:

1. Weniger Pflegemaßnahmen, mehr wachsen lassen, abschnittsweise pflegen

 

Einfach einen Bereich im Garten einmal ungestört wachsen lassen, ob ein Stück Rasenfläche oder eine "wilde" Ecke, und beobachten, welche Pflanzen sich dort ganz von alleine und ohne unser Zutun entwickeln, und welche Tiere sich einstellen.

Für einen optisch gepflegten Eindruck können diese "Inseln der Artenvielfalt" von einem Weg oder einem regelmäßig gemähten Rasenstreifen umgrenzt werden.

 

Auch sich natürlich entwickelnde Flächen und Naturwiesen benötigen gelegentlich Pflege. Hierbei sollte beachtet werden, dass

1. diese möglichst spät im Jahr erfolgt, damit die Samen der Blühpflanzen ausreifen können und der Insektennachwuchs bereits vollständig entwickelt ist,

2. sie möglichst abschnittsweise erfolgt, damit stets Nahrung und Rückzugsraum für Insekten und Kleintiere vorhanden ist,

3. stets ein Teil der Vegetation auch den Winter über stehen bleibt, da in Stängeln und ausgeblühten Blütenständen Insekten überwintern und Vögel und andere Tiere darin Nahrung und Unterschlupf finden,

4. ganz allgemein eine Pflege gemäß der "10-10-Regel" erfolgt: Stets 10 % des Bewuchses stehen lassen, auch den Winter über, und mit der Pflege erst ab einer Höhe von über 10 cm beginnen (dadurch wird das Insektenleben geschont, das sich vielfach in Bodennähe befindet, z.B. Grashüpfer-Eier, Insektenlarven, überwinternde Raupen, Laufkäfer etc.),

5. das Mahdgut nicht auf der Fläche liegenbleibt sondern abgetragen wird. Auf diese Weise werden dem Boden langfristig Nährstoffe entzogen als wichtige Voraussetzung für eine Reduzierung von Gräsern und Förderung von Blütenpflanzen.

 

Warum ist diese einfach umzusetzende Maßnahme von großer Bedeutung?

Wir wissen, dass Insekten wie Bienen, Hummeln und Schmetterlinge Blüten als Nahrungsquelle für Pollen und Nektar benötigen. Weniger bekannt ist, dass viele Wildbienenarten spezialisiert sind auf Pollen ganz bestimmter Blüten die für uns zu den "Allerweltsarten" zählen, und die daher häufig wenig Beachtung finden. So ist zum Beispiel die Hahnenfuß-Scherenbiene auf die Blüten des Hahnenfußes (Butterblume) angewiesen, die Weiden-Sand-Biene kann ausschließlich von Blüten der Weidenkätzchen als Nahrungsquelle leben und die Löcherbiene benötigt Korbblüten, von deren flachen Blütenkörben sie Pollen mit kleinen unter ihrem Hinterleib befindlichen Bürstenhärchen aufnehmen kann..

Auch der Schmetterlingsnachwuchs ist auf heimische Pflanzen angewiesen, die häufig als eher unscheinbar oder als lästig empfunden werden. So ernähren sich die Raupen des Kleinen Fuchses, Admirals und Tagpfauenauges ausschließlich von der Brennnessel. Andere Arten benötigen z.B. das Wiesenschaumkraut die Knoblauchrauke oder Wegerichgewächse. Nur wenn diese Pflanzen in unseren Gärten und im Umland wachsen, können sich die Raupen entwickeln und kann somit im kommenden Frühjahr die nächste Schmetterlingsgeneration umherflattern und die Art langfristig fortbestehen.

Es lohnt zudem, sich Zeit und Muße zu nehmen, diese "Inseln der Artenvielfalt" mit ihren vielen verschiedenen Bewohnern regelmäßig zu beobachten: Distelfinken, Grünfinken und Spatzen naschen an den Samenstände des Löwenzahns, Grashüpfer hüpfen in großen Sprüngen über das Gewirr der Gräser hinweg, winzige grüne Zikaden versuchen es ihnen gleichzutun, Hummeln brummen von einer Blüte zur nächsten, Honigbienen und Wildbienen sind zu entdecken, verschiedene Raupen tun sich an den Pflanzen gütlich, Ameisen klettern fleißig durch den Gräserwald, eine Freude wiederum für den Grünspecht, der sie gerne als "Snack" verspeist und später im Jahr schimmern Spinnennetze im Morgentau... - Ein Flecken Wiese oder eine "wilde Ecke" entpuppt sich bei näherer Betrachtung als eine eigene kleine Lebenswelt, in der es immer wieder etwas Neues und Spannendes zu entdecken gibt.

Informationen, Hinweise und Tipps:

2. Heimische Stauden pflanzen, eine Blühwiese anlegen, Blumenzwiebeln setzen

 

Insekten haben einen großen Appetit auf Nektar und Pollen. Wir können sie unterstützen, indem wir dafür sorgen, dass sie ein beständiges Blütenangebot auf Blühwiesen und Beeten mit Stauden und Frühblühern vorfinden. Wichtig ist, dass die Blüten ungefüllt sind, damit die Insekten an den Nektar gelangen können.

Eine Blühwiese kann recht unkompliziert und kostengünstig angelegt werden und bringt innerhalb kurzer Zeit eine große Vielzahl an Blüten hervor.

Zu beachten bei der Wahl des Saatgutes: Viele Saatgutmischungen mit häufig vielversprechenden Namen wie "Bienenfutter" oder "Schmetterlingsfreude" enthalten keine oder nur wenige heimische Pflanzenarten. Sie bescheren zwar eine farbenfrohe, jedoch meist kurzlebige Blütenpracht. Sinnvoller ist es, zertifiziertes Regio-Saatgut der "Region 1, Nordwestdeutsches Tiefland" auszusäen. Dieses Saatgut stammt von Blütenpflanzen, die sich genetisch über hunderte von Jahren an die hiesigen Standortbedingungen angepasst haben. Unsere heimische Insektenwelt ist auf genau diese Pflanzen als Nektar- Pollen- und Nahrungsquelle angewiesen und zum großen Teil darauf spezialisiert, somit sind diese heimischen Pflanzen unverzichtbar für ihr Überleben. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass Regio-Saatgut unter naturverträglichen Bedingungen angebaut wird.

Die Naturschutzstiftung Friesland-Wittmund-Wilhelmshaven vergibt 2023 kostenlos Saatgut für Wiesenflächen von 50 m², 200 m² oder 1000 m² Größe an Privatpersonen. Anträge können bis zum 09. April 2023 über ein Formular gestellt werden.

In manchem Garten musste enttäuscht festgestellt werden, dass sich der Blütenreichtum einer Blühwiese im Laufe der Jahre reduzierte. Eine Erklärung besteht darin, dass es sich bei den eingesäten Pflanzen in der Regel um Erstbesiedler offener Bodenflächen handelt: Sie blühen üppig, um wiederum eine große Anzahl an Samen hervorzubringen. Neben diesen Erstbesiedlern stellen sich im Laufe der Zeit jedoch auch mehrjährige Stauden ein, so dass zunehmend weniger Offenbodenfläche vorhanden ist. In Folge der natürlichen Sukzession würden sich ohne jegliche Pflegemaßnahme Strauch- und Baumsämlinge einstellen und die Fläche würde langfristig verbuschen. Im Gegensatz zu Staudenbeeten, die langfristig angelegt werden können, bedürfen Blühwiesen somit einer wiederholten kompletten oder abschnittsweisen Neuansaat. Als Alternative kann eine Wildwiese entwickelt werden, siehe Tipp 1.

• Blütenstauden ziehen sich im Winter in den Boden zurück, um dann im kommenden Jahr wieder auszutreiben. Sie können langjährig an ihrem Standort verbleiben. Bei der Pflanzung sollte darauf geachtet werden, dass die Bedürfnisse der Pflanze zu den Standortbedingungen passen.

Wichtig ist, dass ausgeblühte Blütenstände und Staudenstängel den Winter über stehen bleiben, da Marienkäfer und weitere Insekten darin überwintern, als ausgewachsenes Insekt oder in einem anderen Stadium als Ei, Raupe, Puppe etc. Im März, wenn die ersten warmen Tage den Frühling ankündigen, können die Stängel abgeschnitten werden. Sie sollten zunächst locker aufgehäuft liegen bleiben, so dass die Insekten ungehindert herauskrabbeln können. Später können sie auf den Kompost gegeben werden.

• Blumenzwiebeln können ab September bis zu den ersten Frösten gepflanzt werden. Bei der Sortenauswahl sollten natürliche, ungefüllte Sorten bevorzugt werden, z.B. Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Schneeglöckchen (Galanthus nivalis), Traubenhyazinthe (Muscari armeniacum), Elfenkrokus (Crocus tommasinianus), Winterling (Eranthis hyemalis), Gelbe Narzisse (Narcissus pseudonarcissus, Narcissus poeticus) und Wildtulpe (Tulipa sylvestris, Tulipa clusiana, Tulipa humilis, Tulipa polychroma, Tulipa tarda). Bei der Pflanzung werden die Knollen oder Zwiebeln doppelt so tief gesetzt wie sie hoch sind. Das Laub sollte erst entfernt werden wenn es verwelkt ist, damit die Pflanzen die darin enthaltenen Nährstoffe einlagern können. Frühblüher dieser natürlichen Sorten vermehren sich über Samen oder Tochterzwiebeln und bilden im Laufe der Zeit frühblühende Teppiche.

• Äußerst blütenreich sind auch Bäume wie beispielsweise Linde, Kastanie, Ahorn und Obstbäume sowie Sträucher, beispielsweise Weißdorn, Weide und Holunder. Sie bilden zudem Früchte und helfen dadurch der Vogelwelt als Futterreserve über die Winterzeit, siehe Tipp 3.

 

Informationen, Hinweise und Tipps:

3. Altbäume erhalten, heimische Bäume, Obstbäume und Sträucher pflanzen

 

Ein Baum spendet im Sommer Schatten und kühlt seine Umgebung in den zunehmend heißen Sommertagen zusätzlich durch seine Verdunstung herunter. Der Temperaturunterschied ist beachtlich, das spüren wir an heißen Sonnentage bei einem Spaziergang im Wald oder bei einer Radtour entlang einer schattigen Baumreihe. Berechnungen einer niederländischen Studie zufolge entspricht die Leistung eines Baumes als natürliche "Outdoor-Klima-Anlage" der Leistung von 10 Klimaanlagen.

Die Wurzeln eines Baumes lockern den Boden auf. Dieses offenporige System aus Boden und Wurzeln kann Wasser aufnehmen und wie in einem Schwamm speichern, es reguliert somit den Wasserhaushalt. Bei starken Regengüssen werden die Regentropfen zunächst durch die Blätter abgebremst, gelangen dann auf den Boden und können in die offenporigen Bodenschichten einsickern.

Die im Herbst herunterfallenden Blätter werden von Kleintieren zersetzt und von Regenwürmen in die Erde gezogen. So entwickelt sich eine nährstoffreiche Humusschicht, die CO2 bindet und den Boden auflockert. Die Schar der Kleintiere und Regenwürmer dient der Vogelwelt insbesondere im Winter als eiweißreiches Vogelfutter.

Ein Baum nimmt, ohne dass wir es wahrnehmen, CO2 aus der Luft auf und bindet es in seinen Blättern, Ästen, dem Stamm und in seinem Wurzelwerk. Er leistet somit einen Betrag zum Klimaschutz. Dabei setzt er gleichzeitig den für uns unverzichtbaren Sauerstoff frei. Die Vielzahl seiner Blätter sorgt zudem dafür, dass die Luft von Staub gereinigt wird.

Für die Tierwelt ist ein Baum ein eigenes Biotop von unschätzbarem Wert: Unzählige Kleintiere, Insekten und Vögel leben in seinem Geäst, am Stamm, im Bereich seiner Wurzeln und natürlich von seinen Blättern und Blüten. Jeder Baum bildet einen Mosaikstein im Netzwerk der natürlichen Strukturen unserer Landschaft und trägt somit zum Erhalt der Biodiversität bei.

Einen Baum im Garten zu haben, lässt die Jahreszeiten erleben. Er verwöhnt die Sinne, indem er seine typischen Baumdüfte im Garten verströmt, die Geräuschkulisse um das Rascheln des Windes in den Blättern bereichert und natürlich die des Vogelgezwitschers. Ein Baum verleiht dem Garten seinen eigenen Charakter.

Ein Baum entwickelt sich im Laufe seines Lebens zu einer Rohstoffquelle, die quasi kostenfrei heranwächst: Jahr für Jahr bildet er fortlaufend Holz, das in der Zukunft entweder als Bauholz oder Brennholz verwendet werden kann.

Sollte das Holz nicht verwertet werden, sind verrottende Äste und Stämme eine Lebensquelle für eine Vielzahl von Tieren, beispielsweise holzzersetzende Insekten und Kleintiere. Diese dienen wiederum beispielsweise der Vogelwelt als Futterquelle.

 

Auch Sträucher bereichern den Garten

Sträucher, quasi die "kleinen Geschwister" der Bäume ergänzen die Baumstandorte, indem sie eine eigene Strauchschicht bilden und somit den Garten um zusätzliche Strukturen bereichern. Früchtetragende Sträucher liefern willkommenes Futter für Vögel, helfen ihnen, durch die kalte Jahreszeit zu kommen und sind beliebte Nistplätze. Durch ihre gute Schnittverträglichkeit können Sträucher zudem individuell an die Gestaltung des Gartens angepasst werden, beispielsweise auch als Hecke.

 

Hinweise für die Pflanzung von Bäumen und Sträuchern:

Wichtig ist, dass Standort und Gehölz zueinander passen: Höhe, Durchmesser und Wurzelraumanspruch des ausgewachsenen Baumes oder Strauches sind zu bedenken, sowie die Licht- und Bodenverhältnisse, die das Gehölze für seine gesunde Entwicklung benötigt.

Bevorzugt sollten heimische Sträucher und Bäume oder Obstbäume gepflanzt werden, da diese Gehölze mit den hiesigen klimatischen Standortbedingungen vertraut und daran angepasst sind. Mit heimischen Gehölzen holt man quasi ein "kleines Stück Wald" in den Garten, willkommen für die Tierwelt als Futterquelle, Niststandort und Unterschlupf.

Im Idealfall werden die Gehölze aus der natürlichen Umgebung, beispielsweise als Ableger aus einem benachbarten Garten oder über einer Forstbaumschule bezogen. Diese Gehölze aus hiesiger Abstammung konnten sich im Laufe der Jahrhunderte genetisch an den Standort "Friesland" anpassen.

Von Vorteil ist es, Bäume und Gehölze zu pflanzen, die noch recht jung sind, damit sich ihre Wurzeln umfänglich an ihren zukünftigen Standort anpassen können.

Informationen, Hinweise und Tipps:

4. Nisthilfen und Unterschlupf anbieten für Vögel, Fledermäuse, Wildbienen und Igel

 

Wir bemerken Vögel, Fledermäuse, Wildbienen und andere Gartenbewohner in der Regel dann, wenn sie als ausgewachsenes Tier durch unseren Garten fliegen oder laufen. Häufig machen wir uns keine Gedanken darüber, dass sie alle Kinderstuben benötigen, um darin ihre nächste Generation auf den Weg zu bringen.

Im Idealfall bietet der Garten vielfältige natürliche Strukturen und Elemente, in denen der Nachwuchs heranwachsen kann. Nisthilfen können das Wohnraumangebot ergänzen:

Vogel-Nistkästen: Vogelarten haben unterschiedliche Ansprüche an ihre Nistplätze, dementsprechend unterscheiden sich die Nistkästen. Generell ist zu beachten, dass die Öffnungen nach Osten zeigen und die Kästen nicht der prallen Sonne ausgesetzt sind.

Auf eine regelmäßige Reinigung sollte geachtet werden, da sich ansonsten Flöhe und Milben in den Kästen einnisten können, die die Vogelfamilie plagen und möglicherweise Krankheiten übertragen können. Da die Kästen im Winter mitunter auch als Schlafplätze genutzt werden, sollten sie im September kontrolliert und gereinigt werden. Dazu die alten Nestreste entfernen, die Kästen kräftig mit kochendem Wasser (keine chemischen Reinigungsmittel) ausspülen und trocknen lassen.

Schwalben finden mancherorts kein geeignetes Baumaterial für ihre Nester: Als Hilfe kann ihnen auf einer flacher Schale ein Gemisch aus feuchtem Lehm- und Sandboden angeboten werden.

Fledermauskästen: Diese Kästen sind unten geöffnet und ersetzen Nischen, die Fledermäuse beispielsweise in alten Bäumen oder in Gebäuden finden, jedoch zunehmend rar werden.

Fledermauskästen sollten an windgeschützten Hauswänden oder in Bäumen in einer Höhe von über 3 m fest montiert werden, möglichst so, dass sie nicht nach Norden ausgerichtet und nicht der prallen Sonne ausgesetzt sind. Wichtig ist, dass für die Fledermäuse ein ungestörter Ab- und Anflug möglich ist und keine Beleuchtung auf die Kästen fällt.

Ein belegter Fledermauskasten ist an trockenen Kotklümpchen zu erkennen, die darunter auf dem Boden liegen. Sie können als Dünger in die Beete gestreut werden.

Wildbienen-Nisthilfen: Viele Wildbienenarten nutzen naturgemäß Käferfraßgänge in morschem Holz oder hohle Brombeer- oder Staudenstängel, um ihre Brutzellen darin anzulegen. Wir können sie unterstützen, indem wir Baumstämme und Äste an einer trockenen, sonnigen Stelle im Garten ungestört liegen lassen und Staudenstängel den Winter über stehen lassen.

Zusätzlich können folgende Nisthilfen angeboten werden:

  • Holzstücke, in die Löcher mit einem Durchmesser zwischen 2 und 10 mm und einer Tiefe von 12-14 cm gebohrt werden. Wichtig: Die Löcher nicht in die Stirnseite, sondern von der Rindenseite her in das Holz bohren.
  • Abschnitte von Schilf, hohlen Staudenstängeln oder im Handel erhältliche Pappröhrchen mit einer Länge von 12-14 cm und Durchmessern zwischen 2 und 10 mm bündeln und in einer Blechdose oder in Holzkästen an einer sonnigen Stelle aufstellen oder aufhängen. Das hintere Ende der Röhre sollte geschlossen sein. Dazu die Niströhrchen eng an die Hinterwand der Nisthilfe anlegen oder sie mit Gips fixieren.

Zu beachten ist, dass die Ränder der Bohrlöcher und Röhrchen glatt, also ohne Widerhaken sind, damit die Flügel der Bienen nicht verletzt werden, wenn sie mit dem Hinterleib voran "rückwärts" in die Röhre krabbeln.

Die Erfahrung zeigt, dass es sinnvoll ist, die Nisthilfe zusätzlich im Abstand von etwa 10-12 cm mit einem (nicht zu kleinmaschigen) Gitter zu versehen, da die belegten Röhren gerne von Spechten als "willkommener Snack" ausgeräumt werden.

Kaum bekannt ist, dass etwa drei Viertel unserer Wildbienenarten im Boden nisten. Geholfen werden kann ihnen durch das Anbieten einer sandigen Fläche oder das Anlegen eines Sandariums. Benötigt wird dazu ein vollsonniger Platz von mindestens 50 x 50 cm, der in einer Tiefe von 30-50 cm aus Sand besteht. Der Sand sollte so beschaffen sein, dass er, wenn man ihn in feuchtem Zustand zusammendrückt, auch in trockenem Zustand zusammenhält, damit die Niströhrchen nicht zusammenfallen. Ebenso eignen sich breite Pflasterfugen.

Igelhäuser: Einem Igel kann im Garten durch das einfache Aufschichten eines Haufens aus Zweigen und Laub an einer ungestörten Stelle oder das Aufstellen eines gekauften oder selbstgebauten Igelhäuschens über den Winter geholfen werden. Igelhäuser sollten auf einem trockenen Untergrund aus Holzlatten (unbehandelt) oder einer Steinplatte geschützt aufgestellt werden. Durch eine darüber aufgehäufte Schicht aus Zweigen und Laub kann das Haus zusätzlich isoliert werden. Als Inneneinrichtung dient trockenes Laub, so dass er darin eingebettet von November bis März seinen Winterschlaf halten kann.

Wichtig ist, dass die Igel vor der Winterruhe ausreichend Nahrung in Form von Insekten, Regenwürmern etc. finden. Dazu ist es sinnvoll, Laub an passenden Stellen im Garten liegen zu lassen und naturnahe Bereiche etwa unter Sträuchern oder in Form einer kleine Naturwiese sich entwickeln zu lassen.

Steinhaufen und -mauern: An sonnigen Standorten aufgeschichtete Steinhaufen oder aus Steinen gebildete Kräuterspiralen oder Trockenmauern bieten zugleich Wildbienen, Wegwespen, Zauneidechsen und Kröten einladende Nist- und Überwinterungsmöglichkeiten.

Informationen, Hinweise und Tipps für den Bau von Nisthilfen:

Nistkästen für Vögel:

Nisthilfen für Fledermäuse:

Nisthilfen für Wildbienen:

Igel-Quartiere für den Winterschlaf:

Steinhaufen, Trockenmauern und Kräuterspiralen für Wildbienen, Kröten und Zauneidechsen:

5. Der Wert von Laub, Zweighaufen und Altholzhecken

 

Einfach das Laub im Herbst und Winter an passenden Stellen im Garten liegenlassen: Es dient als Unterschlupf und Nahrung für zahlreiche Kleintiere und für Regenwürmer. Regenwürmer ziehen die Blätter in den Boden, so dass dieser aufgelockert wird, die Wasseraufnahme und Speicherfähigkeit erhöht wird und die Nährstoffe aus den sich zersetzenden Blätter wiederum den Bäumen und Sträuchern zur Verfügung stehen. Wenn erforderlich, können Blätter, die sich bis zum Frühjahr nicht zersetzt haben, von den Beeten geharkt oder in den Boden eingearbeitet werden.

Ob Laub- oder Zweighaufen, Strauch- und Altholzhecken, diese sinnvollen Methoden der Verwendung von welkem Laub und Schnittgut bieten einer Fülle von Kleinlebewesen und Vögeln Nahrung und Unterschlupfmöglichkeiten.

Große Freude bereitet es, im Herbst abgeschnittene Zweige zu einem lockeren Haufen in der Nähe des Vogelfutterhauses aufzuschichten und zu beobachten, wie er von der Vogelwelt als willkommener Schutzraum angenommen wird. Im zeitigen Frühjahr kann der Haufen dann zerkleinert auf den Komposthaufen gegeben werden.

Informationen, Hinweise und Tipps:

Beitrag "Totholz für Insekten", NABU

6. Wasserangebote für durstige Gartenbewohner

 

Kein Leben ohne Wasser. -Dieser Grundsatz gilt selbstverständlich auch für alle Tiere in unserem Garten. Eine Wasserquelle ist für alle, ob Igel, Vogel oder Biene, lebensnotwendig.

So selbstverständlich wie im Winter die Vogelfütterung ist, sollte im Sommer die Versorgung der Tiere mit Wasser sein:

Für Vögel eignen sich flache Schalen mit einer Füllhöhe zwischen 3 und 6 cm. Die Schalen sollten regelmäßig befüllt und gereinigt werden (dazu mit heißem Wasser ausspülen und in der Sonne trocknen lassen, am besten zwei Tränken im Wechsel nutzen). Aus den flachen Schalen können die Vögel gut trinken und vielleicht sogar ein Bad darin nehmen. Sie sollten nicht in unmittelbarer Nähe von Gehölzen aufgestellt werden, damit die Vögel ausreichend Fluchtmöglichkeiten haben.

Für Insekten können flache wassergefüllte Schälchen aufgestellt werden, in die Moos und kleine Steine gelegt werden, auf die sich die Tiere zum Trinken setzen können.  

Igel: Durstigen Igeln kann Wasser in einer flachen Schale angeboten werden. Die Füllhöhe sollte um die 5 cm betragen und das Gefäß sollte flachrandig sein. Sehr gut geeignet sind glasierte Tonschalen. Sie sollten eventuell zusätzlich durch einen Stein beschwert werden, damit sie beim Trinken nicht umkippen.

Im Idealfall findet sich im Garten ein Teich, der nicht nur eine willkommenen Wasserquelle zum Trinken, sondern gleichzeitig ein Lebensraum für Wasserinsekten, Molche, Frösche etc. ist. Zu bedenken ist, einen Flachwasserbereich einzurichten, so dass Igel das Wasser gut erreichen, Vögel ungestört trinken und ein Bad nehmen können, und auch Insekten die Möglichkeit haben, die Wasserstelle ungefährdet zu nutzen.

Informationen, Hinweise und Tipps:

7. Dem Klima zuliebe: Auf Torf verzichten, Komposterde verwenden

 

Torf sollte in den Mooren verbleiben. Es gibt hervorragende Alternativen.

Die Dicke der Torfschicht eines Moores verrät sein Alter: Innerhalb eines Jahres bildet sich eine Torfschicht von 1mm. Also beträgt die Torfschicht, die sich im Laufe eines 50jährigen halben Menschenlebens bildet, gerade einmal 5 cm!!! Für die Bildung einer 1m dicken Torfschicht ist der Zeitraum von 1.000 Jahren erforderlich!

 

Torf bildet sich aus den hellgrünen, saftigen Torfmoospflanzen eines lebendigen Moores. Wie alle grünen Pflanzen nehmen diese durch ihren Wachstumsprozess CO2 aus der Luft auf. Die unteren Moosschichten sterben ab, zersetzen sich jedoch nicht, da sie sich, im Wasser liegend, unter Sauerstoffabschluss befinden und bilden im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte den Torf.

Auf diese Weise entziehen Moore der Atmosphäre enorme Mengen des Gases CO2 und lagern den darin befindlichen Kohlenstoff in ihre Torfkörper ein. Obwohl sie nur drei Prozent der weltweiten Landfläche ausmachen, speichern sie doppelt so viel CO2 wie alle Wälder der Erde zusammen!

Wird ein Moor entwässert und der Torf abgebaut, gelangt Sauerstoff an den Torfkörper, verbindet sich mit dem darin befindlichen Kohlenstoff, und das für den Klimawandel relevante Gas CO2 wird in großen Mengen freigesetzt.

Es ist außerordentlich wichtig, auf Torf im Garten zu verzichten und stattdessen beispielsweise Komposterde zu verwenden. Auch beim Kauf von Blumen, Baumschul- und weiterer Pflanzware sollte darauf geachtet werden, dass die Pflanzen nicht in Torferde getopft sind.

Neben dem Aspekt des Klimawandels ist der Erhalt der Moore als Lebensraum einer einzigartigen Pflanzen- und Tierwelt von großer Bedeutung: Hochspezialisierte Pflanzen- und Tierarten wie Torfmoos, Wollgras, Sonnentau, Moorfrosch, Smaragdlibelle, Moorbläuling usw. sind ausschließlich in intakten Mooren zu finden und auf diesen einzigartigen Lebensraum für ihr Überleben angewiesen.

Informationen, Hinweise und Tipps:

8. Das liebe Licht - Die richtige Beleuchtung

 

Nachts war es bis vor wenigen Jahrzehnten in unserer Landschaft und in unseren Ortschaften bis auf wenige Ausnahmen dunkel. Sterne und Mond waren die einzigen Lichtquellen. Heute ist die Verwendung von Leuchtmitteln für uns eine Selbstverständlichkeit. Die künstliche Aufhellung des Nachthimmels führt jedoch zunehmend zu Problemen. Für viele Tiere wird die sogenannte "Lichtverschmutzung" zur existentiellen Herausforderung.

 

Achtzig Prozent der Weltbevölkerung leben derzeit unter einem lichtverschmutzten Himmel. Für mehr als ein Drittel der Menschheit ist die Milchstraße nicht mehr sichtbar. Auch im Landkreis Friesland wird die angestrebte "Bortle-Klasse 3", bei der die Milchstraße mit bloßem Auge zu erkennen ist, laut "Light pollution map" an kaum einem Ort mehr erreicht.

Unseren lichtangepassten Augen entgeht das nächtliche Leben einer Vielzahl von Tieren, beispielsweise der Fledermäuse, Eulen, Zugvögel und nachtaktiven Insekten, zu denen erstaunliche 70% gehören.

Nachtaktiven Insekten dienen die zarten Lichter des Nachthimmels zur Orientierung um zusammenfinden oder als zeitliche Taktgeber um gemeinsam einen geeigneten Zeitpunkt zur Paarung zu finden. Unsere künstlichen Außenlichter, die um ein Vielfaches heller strahlen als die natürlichen Nachtlichter, werden von ihnen mit den natürlichen Lichtquellen verwechselt. Sie fliegen darauf zu und/oder darum herum, bis sie schließlich verenden. Andere Nachtinsekten können die natürlichen Lichter nicht mehr wahrnehmen, da sie von unserem Kunstlicht, der "Lichtverschmutzung" überdeckt werden. Auch diese Insekten verenden oder finden den Weg nicht zueinander, so dass auch sie sich nicht fortpflanzen können.

Durch diese große Menge fehlender Insekten entstehen Lücken in vielen Nahrungsketten. Nachtinsekten erbringen außerdem einen großen Anteil an Bestäubungsleistungen, so dass sich ihr Fehlen auch hier bemerkbar macht.

Auch auf Zugvögel, Singvögel, Eulen, Fledermäuse etc. wirken sich unsere künstlichen Lichtquellen negativ aus. Sie beeinflussen die Orientierung, den Schlaf- und Wachrhythmus und den nächtlichen Jagderfolg der Tiere.

 

Daher sollte beachtet werden:

Außenlichter nur dann anschalten, wenn sie wirklich benötigt werden. Dieses ist insbesondere für "Schmuck- und Dekorationslichter" zu beherzigen. Im Idealfall ist es im Garten zwischen 22 Uhr und 6 Uhr dunkel.

Lichtquellen sollten möglichst nicht seitlich oder gar nach oben strahlen, sondern nach unten gerichtet sein, also gezielt den Bereich ausleuchten, für den es erforderlich ist.

Es sollten nach Möglichkeit insektenschonende Leuchtmittel verwendet werden. Das Lichtspektrum dieser Lampen setzt sich zusammen aus einem höheren Anteil an rotem und einem geringen Anteil an weißem und blauem Licht.

 

Informationen, Hinweise und Tipps: