Wiesenflächen: Im Herbst und Winter Kinderstube für Insekten, begehrter Wintervorrat für die Vogelwelt
Vor ein paar Wochen noch tummelten sich unzählige Hummeln, Wildbienen, Schmetterlinge, Schwebfliegen und andere Insekten auf den Blüten der Wiesen und Wegränder und nutzten dankbar das reichhaltige Pollen- und Nektarangebot des bunten Blüten-Büfetts. Grashüpfer luden mit ihren Zirp-Konzerten zum genauen Hinhören ein und bereicherten die lauen Sommerabende.
Jetzt steht die kalte Jahreszeit bevor, die Blütenpracht verwandelt sich in Samen. Die Insekten müssen nun, je nach Art, in ihren verschiedenen Entwicklungsstadien, als Ei, Larve oder Raupe, Puppe oder als ausgewachsenes Insekt Kälte und Feuchtigkeit überdauern, um dann im kommenden Frühjahr wieder munter werden und als nächste Generation in das Frühjahr starten zu können. Viele von ihnen überwintern vor unseren Augen verborgen in der Vegetation der Wegränder und Wiesen:
- Marienkäfer, Florfliegen und Ohrenkneifer nutzen beispielsweise ausgeblühte Blütenstände wie die nestähnlichen Blütenstände der Wilden Möhre als willkommene "Winter-Wohnung".
- Heuschrecken überwintern als Ei, das im Boden, in Pflanzenstängeln oder in Blättern abgelegt wurde.
- Laufkäfer überwintern als Larve oder Käfer im Boden, um dann im Frühjahr zu schlüpfen und hervorzukrabbeln und sich von Schnecken, Würmern und Raupen zu ernähren.
- Der Schmetterling “Großes Ochsenauge“, dessen Raupen an Gras zu finden sind, überwintert als Raupe im Bodenstreu.
- Der hübsche Aurorafalter überwintert als unscheinbare Puppe etwas erhöht an einem Pflanzenstängel.
- Vögel finden in diesen Flächen willkommene Unterschlupfmöglichkeiten und Winternahrung in Form von Samen und überwinternden Insekten.
Wiesenflächen und Raine sind somit auch im Herbst und Winter voller Leben. Daher sollte die Vegetation bis zum Frühjahr stehen bleiben oder nur abschnittsweise gemäht werden.
Informationen zum Thema:
Hinweis zur Pflege: Wissenschaftler des Internationalen Insekten-Symposiums empfehlen, bei der Pflege gemäß der sogenannten "10-10-Regel" vorzugehen, das heißt, bei Pflegemaßnahmen stets mindestens 10 % einer Fläche unberührt zu lassen und ab einer Höhe von 10 cm und höher zu mähen.
Schriften des NLWKN: Informationen über Wegraine und eine Übersicht über Pflanzen und Tiere der Wegränder
Zu jeder Jahreszeit ist eine „Expedition“ entlang der natürlichen Wegränder spannend -es gibt immer etwas zu entdecken. Um Beobachtungen zu dokumentieren und jederzeit wieder aufrufen und filtern zu können, stehen Ihnen das Naturkieker-Portal und die Naturkieker-App zur Verfügung. Informationen zu Portal und App finden Sie hier.
Ein paar fotografische Eindrücke:
Wiesen und Wegränder im Frühjahr und Sommerhalbjahr
Wiesen und Wegränder im Herbst und Winterhalbjahr
Eine artenreicher Tierwelt lebt in der Vegetation der Wiesen und Wegränder
Bemerkung: Fotos von Petra Walentowitz sofern kein anderer Bildautor genannt ist.