Jetzt Nisthilfen und Unterschlupf anbieten - Kinderstuben im Garten für Vögel, Wildbienen, Fledermäuse, Igel und Co.

Gibt es etwas Schöneres, als Vogeleltern bei ihrem Brutgeschäft zu beobachten, dem Summen und Brummen von Bienen, Hummeln und Marienkäfern zu lauschen, abends einen Igel zu entdecken, der geschäftig durch den Garten raschelt, oder Fledermäusen am Abendhimmel bei ihrer geschickten Beutejagd zuzusehen?

Viele Gartenbewohner bemerken wir dann, wenn sie als ausgewachsenes Tier durch unseren Garten fliegen, krabbeln oder laufen. In der Regel machen wir uns keine Gedanken darüber, dass sie alle Kinderstuben benötigen, in denen sie ihre nächste Generation auf den Weg bringen.

Im Idealfall sind in einem Garten vielfältige natürliche Strukturen und Elemente zu finden, in denen der Nachwuchs heranwachsen kann: Die ein oder andere Ecke, die sich selbst überlassen bleibt, mit Brennnesseln, an denen die Raupen von Schmetterlingen wie Tagpfauenauge, Kleinem Fuchs oder Admiral knabbern; mit Laubhaufen, in denen Kellerasseln und Co. sich wohlfühlen, die wiederum von Amseln als eiweißreiches Futter geschätzt werden; mit morschen Baumstämmen und Ästen, in die Käferlarven Gänge fressen; mit einem aufgeschichteten Steinhaufen, einer aus Steinen gebildeten Kräuterspirale oder einer Trockenmauer, die Wildbienen, Wegwespen und Zauneidechsen einladende Nist- und Überwinterungsmöglichkeiten bieten...

Jetzt ist die passende Jahreszeit, um dieses Angebot durch Nisthilfen und Unterschlupfmöglichkeiten sinnvoll zu ergänzen:

Nistkästen für Vögel

Ob Blaumeise, Rotkehlchen, Hausrotschwanz oder Rauchschwalbe - jede Vogelart hat ihre ganz eigenen bevorzugten Nistplätze und Nestformen. Mit dem Anbringen passender Nistkästen können wir die einzelnen Arten gezielt unterstützen. Generell ist zu beachten, dass die Öffnungen der Vogelkästen nach Osten oder Südosten zeigen und sie nicht der prallen Sonne ausgesetzt sind.

Da die Nistkästen im Herbst und Winter mitunter auch als Schlafplätze genutzt werden, sollten sie im September kontrolliert und gereinigt werden, um Flöhe und Milben, die sich darin möglicherweise darin angesiedelt haben und Krankheiten übertragen können, zu entfernen. Dazu die alten Nestreste herausnehmen, die Kästen kräftig mit kochendem Wasser (keine chemischen Reinigungsmittel) ausspülen und trocknen lassen.

Schwalben finden mancherorts kein geeignetes Baumaterial für ihre Nester. Zur Unterstützung kann ihnen auf einer flachen Schale ein Gemisch aus feuchtem Lehm- und Sandboden angeboten werden.

Alle Vogelküken benötigen eiweißreiche Kost in Form von Larven, Raupen und Insekten. Wenn die Vogeleltern diese nicht vorfinden oder aus Bequemlichkeit aufgrund von Ganzjahresfütterung Nüsse und Samen verfüttern, verhungert oder verendet der Nachwuchs in den Nestern. Daher kann es sinnvoll sein, die Fütterung nun bis zur Brutsaison auslaufen und den Sommer über ruhen zu lassen und sie dann im Herbst mit den ersten kalten Tagen wiederaufzunehmen.

Informationen, Hinweise und Tipps für den Bau von Vogel-Nistkästen:

Nisthilfen für Wildbienen

Naturgemäß nutzen viele Wildbienenarten Käferfraßgänge in morschem Holz, hohle Brombeerranken oder Staudenstängel, um ihre Brutzellen darin anzulegen. Wir können sie unterstützen, indem wir Baumstämme und Äste an einer trockenen, sonnigen Stelle im Garten ungestört liegen lassen, die ein oder andere Brombeerranke auch den Winter über stehenlassen und Staudenstängel erst zu Beginn des Frühjahrs abschneiden.

Zusätzlich können als Nisthilfen angeboten:

  • Holzstücke aus abgelagertem Holz, in die Löcher mit einem Durchmesser zwischen 2 und 10 mm und einer Tiefe von 12-14 cm gebohrt werden. Wichtig: Die Löcher nicht in die Stirnseite, sondern von der Rindenseite her in das Holz bohren.
  • Schilfabschnitte, hohle Staudenstängel oder im Handel erhältliche Pappröhrchen mit einer Länge von 12-14 cm und einem Durchmesser von 2 bis 10 mm, die gebündelt in einer Blechdose oder in Holzkästen an einer sonnigen Stelle aufgestellt oder aufgehängt werden. Das hintere Ende der Röhre sollte dabei stets geschlossen sein. Dazu die Niströhrchen eng an die Hinterwand der Nisthilfe anlegen und/oder sie mit Gips fixieren.

Zu beachten ist, dass die Ränder der Bohrlöcher und Röhrchen glatt sind, also keine Widerhaken hervorstehen. So ist gewährleistet, dass die Flügel der Bienen nicht verletzt werden, wenn sie mit dem Hinterleib voran "rückwärts" in die Röhre krabbeln.

Die Erfahrung zeigt, dass es sinnvoll ist, die Nisthilfe im Abstand von etwa 10-12 cm mit einem (nicht zu kleinmaschigen) Gitter zu versehen, damit die belegten Röhren nicht als "willkommener Snack" von Spechten ausgeräumt werden.

Als Anregung und als Einladung zum Nachbau wurden vor dem Hauptgebäude des Landkreises Friesland (Lindenallee 1, Jever) mehrere Muster-Nisthilfen aufgestellt und können dort jederzeit angesehen werden.

Die meisten unserer heimischen Wildbienenarten, etwa drei Viertel, nisten im Boden. Geholfen werden kann ihnen durch das Anbieten einer sandigen Fläche oder das Anlegen eines Sandariums. Benötigt wird dazu ein vollsonniger Platz von mindestens 50 x 50 cm Größe, der in einer Tiefe von 30-50 cm aus Sand besteht. Der Sand sollte so beschaffen sein, dass er, wenn man ihn in feuchtem Zustand zusammendrückt, auch in trockenem Zustand zusammenhält, damit die Niströhrchen nicht zusammenfallen. Ebenso geeignet sind breite Pflasterfugen.

Kästen und Höhlen für Fledermäuse

Fledermauskästen sind unten geöffnet und ersetzen Nischen, die Fledermäuse beispielsweise in alten Bäumen oder in Gebäuden finden, jedoch zunehmend rar werden.

Fledermauskästen und -höhlen sollten an windgeschützten Hauswänden oder in Bäumen in einer Höhe von über 3 m fest montiert werden, möglichst so, dass sie nicht nach Norden ausgerichtet und nicht der prallen Sonne ausgesetzt sind. Wichtig ist, dass für die Fledermäuse ein ungestörter Ab- und Anflug möglich ist und keine Beleuchtung auf die Kästen fällt.

Eine belegte Fledermausbehausung ist an trockenen Kotklümpchen zu erkennen, die darunter auf dem Boden liegen. Sie können als Dünger in die Beete gestreut werden.

 

Unterschlupf für Igel

Einem Igel kann im Garten durch das einfache Aufschichten eines Haufens aus Zweigen und Laub an einer ungestörten Stelle oder ersatzweise das Aufstellen eines gekauften oder selbstgebauten Igelhäuschens geholfen werden. Die Behausungen sollten auf einem trockenen Untergrund aus Holzlatten (unbehandelt) oder einer Steinplatte geschützt aufgestellt werden. Durch eine darüber aufgehäufte Schicht aus Zweigen und Laub kann das Haus zusätzlich isoliert werden. Als Inneneinrichtung dient trockenes Laub, so dass der Igel darin eingebettet in der Zeit von Juli bis in den Spätsommer seinen Nachwuchs zur Welt bringen und von November bis März seinen Winterschlaf halten kann.

Wichtig ist, dass die Igel bei ihren nächtlichen Spaziergängen ausreichend Nahrung in Form von Insekten, Regenwürmern usw.. finden. Dazu ist es sinnvoll, Laub an passenden Stellen im Garten liegen zu lassen und naturnahe Bereiche sich entwickeln zu lassen, beispielsweise eine Strauch-Ecke oder eine kleine, sporadisch gemähte Naturwiese. Die stacheligen Gartenbewohner verschmähen auch die ein oder andere Schnecke nicht - auch aus diesem Grund sind sie als nützliche Bewohner im Garten sehr willkommen.

Unterschlupf und Nistraum für Wildbienen, Wegwespen und Zauneidechsen

Vielen weiteren nützlichen und spannend zu beobachtenden Gartenbewohnern wie Wildbienen, Wegwespen und Zauneidechsen können wir mit locker aufgeschichteten Steinhaufen und aus Steinen aufgesetzten Kräuterspiralen oder Trockenmauern einladende Nist- und Überwinterungsmöglichkeiten anbieten.

 

Viele weitere Ideen entstehen durch einen einfachen Perspektivwechsel: Dazu den eigenen Garten einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachten, beispielsweise aus der Sicht einer Wildbiene, eines Zaunkönigs oder eines Marienkäfers.

Viel Freude beim Bau, Aufstellen und Anbringen der potentiellen Kinderstuben und an vielen bereichernden Erlebnisse mit den Bewohnern Ihres Gartens!

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